Deutschland

Die traurige Wahrheit hinter dem ePA-Hack – Unsere Krankheitsdaten sollen in falsche Hände geraten

von Norbert Häring,* Deutschland

(9. Januar 2025) (CH-S) Der Autor nennt die Gefahren deutlich beim Namen, die sich mit der Zwangsdigitalisierung hochsensibler Patientendaten in Deutschland als unausweichlich erwiesen haben. Das schweizerische Pendant zur deutschen «elektronischen Patientenakte» ePA, das «elektronische Patientendossier» EPD, ging 2017 von der «doppelten Freiwilligkeit» aus: sowohl dem Patienten als auch dem ambulanten Behandler war die Eröffnung beziehungsweise Führung eines EPD freigestellt. Seit 2020 ist es in stationären Einrichtungen eingeführt. Im nationalen Parlament wird nun diskutiert, es auch für alle ambulanten Gesundheitseinrichtungen obligatorisch zu erklären. Patienten steht es aber bisher noch frei, ein EPD zu eröffnen – oder eben nicht.

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Norbert Häring
(Bild zvg)

Auf der Tagung des «Chaos Computers Clubs» haben IT-Experten offengelegt, dass sie von überall kompletten Zugang zu allen elektronischen Patientenakten (ePA) hatten. Es war von vornherein klar, dass die Daten nicht sicher sein würden. Auch der Regierung war das klar. Aber sie will ja ohnehin, dass unsere Krankheitsdaten bei den Datenkraken und Pharmakonzernen landen.1

Die Regierung zwingt alle Ärzte, Therapeuten und gesetzlichen Krankenkassen, bei diesem System mitzumachen. Gesetzlich Versicherte müssen aktiv bei Ihrer Krankenkasse widersprechen, wenn sie keine elektronische Patientenakte wollen, die in der Cloud gespeichert wird, also auf den Servern der grossen US-IT-Konzerne.

Dass diese hochsensiblen Daten, auf die im Prinzip alle Beteiligten am Gesundheitssystem in ganz Europa zugreifen können, nicht vor unbefugtem Zugriff geschützt werden können, war von vornherein klar, auch wenn die Regierung nicht müde wird, das Gegenteil zu behaupten. Nicht von ungefähr hat sie ja private Versicherer, bei denen die Regierungsmitglieder und die Abgeordneten versichert sind, von der ePA-Pflicht ausgenommen.

Diejenigen, die sich hier Zugang verschafft haben, sind noch nicht einmal diejenigen mit grossem kommerziellem und geheimdienstlichem Interesse und den entsprechenden Möglichkeiten. Diese werden unweigerlich auf die ePA-Daten losgehen, sobald sie vielmillionenfach abzugreifen sind. Wie viele Angriffsstellen es dafür gibt, haben die beiden erfolgreichen Hacker in einem Vortrag auf dem CCC-Kongress gezeigt (Link auf X.com2).

Gefahren der elektronischen Patientenakte

(15. Juli 2023) Ab 2025 sollen Krankenkassen für jeden Patienten, der nicht ausdrücklich widerspricht, eine elektronische Akte anlegen. Gastautor Andreas Heyer kritisiert das, denn er fürchtet Datenmissbrauch. Dafür gibt es bereits Beispiele aus dem Ausland.3

Der CCC fordert deshalb in einem am 27. Dezember veröffentlichten Beitrag «ein Ende der ePA-Experimente am lebenden Bürger».

Auch unsere auf Zwangsdigitalisierung setzende Regierung weiss und wusste das. Die traurige Wahrheit ist: das wird billigend in Kauf genommen, denn die Daten sollen ohnehin zu den grossen Datenkraken und zu den Pharmakonzernen gelangen. Auf welchem Weg ist ihr fast egal. Der Datenschutz soll dabei jedenfalls nicht im Weg stehen dürfen. Das ist erklärtes Programm.

Digitalisierung als Geschenk an die Gesundheitsbranche: Endlich sagt die Regierung es offen

(1. Dezember 2023) Die Bürger haben kein Interesse an elektronischen Patientenakten und auch die Ärzte müssen zur Digitalisierung im Gesundheitswesen genötigt werden. Wem dient sie also? Aktuelles Zitat von Karl Lauterbach zur Vorstellung der Pharmastrategie der Bundesregierung: «Die Pharmaindustrie braucht Daten». Der «Tagesspiegel» titelt dazu: «Lauterbach-Pläne könnten Wirtschaft Milliardeneinnahmen bescheren.»4

Datenkraken sollen ihre KI-Modelle mit ePA-Daten trainieren dürfen – bei abgespecktem Datenschutz

(29. November 2024) Auf einer Konferenz des Digitalverbands Bitkom hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach offengelegt, warum die Regierung sich so für Digital Health und die elektronische Patientenakte engagiert: Weil unsere Krankheitsdaten ungemein wertvoll sind und die grossen US-Datenkraken wie Google, Meta und Open AI scharf darauf sind wie der Rüde auf die läufige Hündin.5

Warum eine elektronische Patientenakte in der Cloud so gefährlich ist, erklärt eingängig das Geld-und-mehr-Video «Nackt in der Gesundheitscloud». Das Video ist abrufbar auf Odysee6 und Youtube.7

* Norbert Häring, geboren 1963, ist ein deutscher Wirtschaftsjournalist. Er ist seit 2002 Redakteur für Wirtschaftswissenschaft beim Handelsblatt. Er betreibt erfolgreich seinen Blog norberthaering.de und hat zudem mehrere Bücher veröffentlicht, unter anderem zum Thema Geldpolitik.

Quelle: https://norberthaering.de/news/dpa-hack/, 29. Dezember 2024

1 https://norberthaering.de/news/dpa-hack/

2 https://x.com/BBarucker/status/1873120768860799097?mx=2

3 https://norberthaering.de/news/elektronische-patientenakte/

4 https://norberthaering.de/news/lauterbach-digitalisierung-pharma/

5 https://norberthaering.de/news/epa-daten-und-ki/

6 https://odysee.com/@norberthaering:8/nackt-in-der-gesundheitscloud-wie-unsere:1

7 https://consent.youtube.com/m?continue=https%
3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fchannel%2FUC99JefKKsQBmQ6SgbrdlbXg%3Fcbrd%3D1&gl=CH&m=0&pc=yt&cm=2&hl=de&src=1

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