Digitale Zentralbankwährungen – die Geld-Apokalypse
Ein Kommentar von Ernst Wolff
(18. Januar 2021) Während fast alle Regierungen der Welt ihre Völker unter dem Vorwand der Bekämpfung einer Pandemie in Angst und Schrecken versetzen und sie durch immer härtere Massnahmen drangsalieren, findet im Hintergrund ein Prozess statt, der unsere Zukunft erheblich stärker bedroht als es das aktuell grassierende Virus jemals könnte. Dabei handelt es sich um die Entwicklung der digitalen Zentralbankwährung, die von mehr als drei Dutzend Zentralbanken in Zusammenarbeit mit zahlreichen Tech-Konzernen vorangetrieben wird.
Die Pole-Position nimmt zurzeit die People’s Bank of China ein, die in mehreren Millionenstädten Grossversuche gestartet und zum Teil bereits erfolgreich abgeschlossen hat und die mit der Digitalen Neuen Seidenstrasse seit 2015 auch ausserhalb des eigenen Landes die Vorbereitungen für eine Einführung der neuen Währung getroffen hat.
An zweiter Stelle stehen die USA, die seit Oktober auf den Bahamas mit dem an den US-Dollar gebundenen Sanddollar einen ersten grossflächigen Testversuch unternehmen und im vergangenen Jahr einen Gesetzentwurf für die Einführung der digitalen Zentralbankwährung auf den Weg gebracht haben. Zwar ist dieses Gesetz, das jedem Amerikaner ab dem 1. Januar 2021 ein digitales Zentralbankkonto garantieren sollte, noch nicht verabschiedet, aber dabei dürfte es sich um ein taktisches Manöver gegenüber China handeln. Dessen Machthaber könnten sich durch das Inkrafttreten eines solchen Gesetzes möglicherweise unter Druck gesetzt fühlen und mit einer schnelleren Einführung des digitalen Yuan reagieren.
Was treibt beide Länder zu diesem Wettrennen an?
Das globale Finanzsystem, das seit 2007/08 nur noch künstlich am Leben erhalten wird, befindet sich nach 12 Jahren massiver Manipulation durch die Ereignisse am US-Repo-Markt im September 2019 und den Beinahe-Crash im Februar/März 2020 in einem fortgeschrittenen Stadium des Zerfalls. Die Zentralbanken haben ihr Pulver weitgehend verschossen und können dieses System nur noch durch unbegrenztes Gelddrucken aufrechterhalten, wissen aber, dass das auf Dauer zu seinem Kollaps führen wird.
Anders ausgedrückt: Das Geldsystem, wie wir es kennen, ist historisch an sein Ende gelangt und kann in der bestehenden Form nicht weiter existieren. Aus diesem Grund haben die Verantwortlichen nach einem Ausweg gesucht und zur Aufrechterhaltung der eigenen Macht das Konzept des digitalen Zentralbankgeldes entwickelt.
Was bedeutet dieses digitale Zentralbankgeld, auch CBDC für Central Bank Digital Currency genannt, für uns?
1. Das wichtigste Ziel der aktuellen Entwicklung besteht darin, das Bankensystem in seiner klassischen Form abzuschaffen, um die gesamte Geldschöpfung in die Hände der Zentralbanken zu legen. Das bedeutet, dass jeder von uns schlussendlich nur noch über ein einziges Konto, und zwar direkt bei der Zentralbank, verfügen wird.
2. Dieses Konto wird von zwei Kräften betrieben, kontrolliert und überwacht werden: der Zentralbank, also in letzter Instanz dem Staat, und den privaten IT-Konzernen, die für die technische Seite zuständig sein werden. Es wird sich also zum ersten Mal in der Geschichte des Geldes um ein Zahlungsmittel handeln, das sich sowohl in öffentlicher als auch in privater Hand befindet.
3. Ein wesentlicher Begleitumstand der Einführung digitalen Zentralbankgeldes wird die endgültige Abschaffung des Bargeldes sein. Diese wird durch zunehmende Erschwernisse für Barzahlungen und schlussendlich mit hoher Wahrscheinlichkeit durch eine Steuer auf Barzahlungen forciert werden.
4. Digitales Zentralbankgeld wird ein Ablaufdatum haben können. Die Zentralbank wird in der Lage sein, seine Gültigkeit an Fristen zu binden, so dass Kontoinhaber gezwungen werden können, es innerhalb eines bestimmten Zeitraumes auszugeben.
5. Die Ausgabe digitalen Zentralbankgeldes kann zweckgebunden erfolgen. Bestimmte Gelder könnten zum Beispiel an die Bedingung geknüpft werden, es nur für Lebensmittel auszugeben oder auch an die Bedingung, es nicht an bestimmte Kontoinhaber zu überweisen.
6. Sparen kann durch die Erhebung negativer Zinssätze unmöglich gemacht werden.
7. Die Verfügbarkeit des Zentralbankkontos kann nach chinesischem Vorbild an Verhaltenscodes gebunden werden. Bei Verstössen gegen soziale oder politische Codes können Kontoinhabern Zahlungen oder die Durchführung von Transaktionen verweigert werden.
8. Sämtliche Massnahmen können zeitlich den Bedürfnissen der Zentralbank, der IT-Konzerne oder dem von ihnen manipulierten Marktgeschehen angepasst werden. Im Fall einer Rezession könnten die Zinsen vorübergehend scharf gesenkt werden, um so die Nachfrage gezielt anzukurbeln.
9. Sowohl die Zentralbank, also der Staat, als auch die IT-Konzerne sind jederzeit in der Lage, einzelne Konten vollständig zu sperren und dem Inhaber so den Zugang zu seinem Geld zu verweigern.
10. Die Einführung digitalen Zentralbankgeldes wird mit Sicherheit zu einer Massenflucht in dezentrale Blockchain-basierte Währungen wie Bitcoin führen, die sich – bisher jedenfalls – jeglicher Regulierung entziehen. Ob sie im Falle der Einführung von CBDC weiter geduldet werden, ist fraglich.
Dieses Gesamtbild zeigt: Beim digitalen Zentralbankgeld handelt es sich nicht nur um ein Zahlungsmittel, sondern um ein diktatorisches Herrschaftsmittel, das uns alle endgültig dem digital-finanziellen Komplex ausliefert. Es bedeutet ungeachtet aller noch so wohlklingenden Verfassungsgrundsätze die Abschaffung jeglicher Demokratie und die Vollendung des autoritären Korporatismus, also der Beherrschung der Welt durch eine Allianz aus Staat und digitalen Grosskonzernen.
Quelle: www.kenfm.de, 18.1.2021
Die Bücher «Ernst Wolff erklärt das globale Finanzsystem» und «Weltmacht IWF» von Ernst Wolff werden in diesem Zusammenhang empfohlen.