«Die Kunst des Krieges»

Die F-35 bombardieren Gaza

Manlio Dinucci (Bild zvg)

von Manlio Dinucci*

(4. Juni 2021) Die USA, die über vier Munitionslagerbasen in Israel verfügen, stellen dort auch ein umfangreiches Arsenal bereit. Israel, das bereits eine der mächtigsten Luftwaffen der Welt besitzt, testet derzeit die F-35 Jagdbomber im Kampfeinsatz gegen die Palästinenser.

Der Sprecher der israelischen Verteidigungskräfte Zilberman kündigte den Beginn der Bombardierung des Gazastreifens an und erklärte, dass «80 Jagdbomber, einschliesslich der neuesten F-35 Adir, an der Operation teilnehmen werden».1 Dies ist die offizielle Feuertaufe dieses Militärflugzeugs der fünften Generation der US-amerikanischen Firma Lockheed Martin, an dessen Produktion auch Italien als Partner zweiter Ebene teilnimmt.

Israel, das bereits 27 Exemplare des amerikanischen F-35 besitzt, hat im letzten Februar beschlossen, nicht nur die geplanten 50 sondern 75 Flugzeuge zu kaufen. Zu diesem Zweck hat die Regierung eine Zuschuss von 9 Milliarden Dollar verfügt: 7 aus der nicht zurückzuerstattenden «Militärhilfe» von 28 Milliarden, die Israel von den USA gewährt wurden, und zwei Milliarden von der amerikanischen Citibank als Darlehen.

Während die israelischen F-35-Piloten von der US-Air Force in Arizona und Israel trainiert werden, bauen die Genietruppen der US-Armee in Israel spezielle verstärkte Hallen für die F-35, die sowohl für den grösstmöglichen Schutz der am Boden befindlichen Jäger, als auch für ihren schnellen Start bei einem geplanten Angriff bestimmt sind. Gleichzeitig erhöht die israelische Militärindustrie (Israel Aerospace und Elbit Systems) in enger Zusammenarbeit mit Lockheed Martin die Leistung des Jägers, der auf Adir (=mächtig) umbenannt wurde: dabei geht es vor allem um seine Fähigkeit, feindliche Abwehrkräfte zu durchdringen und um die Verdoppelung seines Aktionsradius.

Solche Fähigkeiten sind für Angriffe gegen Gaza nicht wirklich notwendig. Weshalb werden also die neueste Generation Jagdbomber gegen die Palästinenser eingesetzt? Weil es darum geht, die F-35 und die Piloten im echten Kriegseinsatz zu testen, indem man Häuser in Gaza als Ziele des Schiesspolygons benutzt. Egal, ob sich in den Zielhäuser ganze Familien befinden.

Die F-35, die zu den Hunderten von den USA an Israel bereits gelieferten Jagdbombern hinzukommen, sind für nukleare Angriffe, insbesondere mit der neuen B61-12 Bombe, eingerichtet.

Diese Atombomben, welche die USA in Kürze in Italien und weiteren europäischen Ländern lagern wird, sollen auch Israel geliefert werden – die einzige Nuklearmacht im Nahen Osten, mit einem geschätzten Arsenal von 100 bis 400 Nuklearwaffen. Wenn Israel den Aktionsradius der F-35 verdoppelt und von den USA acht Pegasus-Tankflugzeuge von Boeing für die Betankung der F-35 Jagdbomber erhält, dann deshalb, weil es sich darauf vorbereitet, einen Angriff, einschliesslich Nuklearwaffen, gegen den Iran zu unternehmen.

Die israelischen Atomstreitkräfte sind im elektronischen System der NATO integriert, und zwar im Rahmen des «Programms für die individuelle Zusammenarbeit» mit Israel, einem Land, das zwar nicht Mitglied der Allianz ist, aber eine ständige Mission im NATO-Hauptquartier in Brüssel hat. In diesem Rahmen hat Deutschland Israel sechs modifizierte Dolphin-U-Boote für den Abschuss von nuklear bestückten Marschflugkörpern geliefert.2

Die militärische Zusammenarbeit Italiens mit Israel ist in der Republik gesetzlich geregelt worden.3 Es sieht eine umfassende Zusammenarbeit vor, sei es in den Bereichen der Streitkräften oder der Militärindustrie – einschliesslich Aktivitäten, die geheim bleiben, weil sie dem «Sicherheitsabkommen» zwischen den beiden Parteien unterliegen.

Israel hat Italien den Satelliten Opsat-3000 geliefert, der Präzisions-Bilder für militärische Operationen in fernen Kriegsschauplätzen übermittelt. Der Satellit ist gleichzeitig mit drei Zentren in Italien und einem vierten in Israel verbunden, was die immer engere Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern belegt.

Italien hat Israel 30 Aermacchi-Jagdflugzeuge der Firma Leonardo für die Pilotenausbildung geliefert. Nun kann Italien den Israeli eine neue Version liefern, nämlich die M-346 FA (Fighter Attack), die – gemäss den Erläuterungen der Herstellerfirma Leonardo – sowohl für das Training geeignet sind, als auch für «Bodenangriffsmissionen mit 500-Pfund-Bomben und Präzisionsmunition, die die Anzahl der Ziele erhöhen, die gleichzeitig getroffen werden können». Leonardo betont weiter, dass die neue Version dieses Jagdflugzeugs sich besonders für «Missionen in Stadtgebieten» eigne, wo schwere Jagdbomber «oft in kostenungünstigen Missionen eingesetzt werden und hohe Betriebskosten auslösen». Dies ist also die ideale Lösung für die nächsten israelischen Bombenangriffe auf Gaza, da «die Flugkosten um bis zu 80 % gesenkt werden», was die Angriffe sehr «kostensparend» macht, d. h. viel mehr Palästinenser getötet werden können.

1 The Times of Israel, 11. Mai 2021

2 Vgl. «Der Spiegel» vom 3. Juni 2012

3 Gesetz vom 17. Mai 2005, Nr. 94

Quelle: Il Manifesto (Italien)/Voltaire Netzwerk vom 18. Mai 2021

(Übersetzung Horst Frohlich/«Schweizer Standpunkt»)

* Manlio Dinucci ist Italiener und Geograph, Geopolitologe, Journalist und Bücherautor. Seine letzten Bücher sind: Laboratorio di geografia, Zanichelli 2014; Diario di viaggio (drei Bände), Zanichelli 2017; L’arte della guerra / Annali della strategia Usa/Nato 1990–2016, Zambon 2016; Guerra nucleare. Il giorno prima. Da Hiroshima a oggi: chi e come ci porta alla catastrofe, Zambon 2017; Diario di guerra. Escalation verso la catastrofe (2016–2018), Asterios Editores 2018.

 

Zurück