Will Deutschland wieder Schlachtfeld werden?
«Geheimer Operationsplan Deutschland»
von Marita Brune-Koch
(2. August 2024) Schon lange hören wir davon, dass Deutschland sich auf den grossen Krieg vorbereiten müsse. Man kann es kaum glauben: Deutschland im Krieg? Wieder? Das grosse Elend, das wir im letzten Jahrhundert zweimal durchgemacht haben, erneut? Doch wenn man das Interview hört, das der deutsche Generalleutnant André Bodemann dem Sender NTV gab,1 wird einem angst und bang, wie konkret die Vorbereitungen bereits sind.
André Bodemann ist für den «Operationsplan Deutschland» verantwortlich, der im Geheimen erstellt wurde. Darin wird sehr konkret festgelegt, wie zum Beispiel der Transport und die Versorgung amerikanischer Truppen über die «Drehscheibe Deutschland» vonstattengehen soll.
Ein Beispiel: US-Truppen landen in einem holländischen Hafen, marschieren dann durch die Niederlande in Richtung «Ostflanke» oder sie werden dorthin befördert. Unterwegs machen sie irgendwo auf der deutschen Autobahn eine Rast, so wie zivile Reisende auch. «Und dort, während der Rast, werden sie versorgt mit Betriebsstoff, mit Verpflegung, mit Frischwasser, und vielleicht auch mit der Notwendigkeit zur sanitätsdienstlichen Betreuung.» «Wir nennen das Konvoi-Support-Center», so Bodemann. Wer versorgt die Truppen? Das kann nicht die Bundeswehr, das müssen zivile Kräfte machen, denn: «Ich gehe davon aus, dass die wesentlichen Teile der Bundeswehr, die aktiven Teile der Bundeswehr sich dann bereits an der Ostflanke befindet oder auf dem Weg dorthin sind. Und das bedeutet: wir arbeiten mit dem Prinzip der maximalen zivilen Leistungserbringung». Auch kommt die «Verpflegung nicht von der Truppenküche der Bundeswehr, sondern durch einen zivilen Caterer».
Weiter brauche es, um Truppen und schweres Gerät an die «Ostflanke» zu bringen, die Deutsche Bahn sowie zivile Transportunternehmen. Auch über den Seeweg sollen Truppen und Gerät mit «Roll-on-roll-off-Schiffen» von einem deutschen zu einem Hafen in Litauen transportiert werden. Das heisst, es geht um eine Mobilmachung in Deutschland, von Bürgern und zivilen Einrichtungen. Das alles hatten wir schon einmal!
Geheimer Plan zur Verwandlung Deutschlands in ein Schlachtfeld
Wie stellt man sich das also vor in den Führungsstäben der deutschen Bundeswehr: Nato-Truppen landen in verschiedenen Häfen in Holland, Deutschland, Litauen; Truppen fahren durchs ganze Land über die Autobahnen, Züge durchqueren, beladen mit Waffen und Truppen, ganz Deutschland und das Baltikum – und Russland schaut dabei einfach zu und lässt es geschehen? Das ist kein Plan zur Erhaltung der Sicherheit Deutschlands und Europas, sondern ein Plan zur Verwandlung Europas in ein Schlachtfeld, mit Deutschland im Zentrum.
Mit im Boot seien bereits jetzt die zivilen Blaulichtorganisationen wie die Malteser, Johanniter, das Deutsche Rote Kreuz, das Technische Hilfswerk, Bundesämter und Wirtschaft. Alle wurden, so muss man das Interview verstehen, bereits konkret im Geheimplan erfasst und mit Aufgaben betraut, wenn es wieder mal an die «Ostflanke» gehen soll.
Ost«flanke» oder Ost«front» – wo ist der Unterschied?
Im letzten Krieg, als es gegen Russland ging, sprach man noch von der «Ostfront», da findet man wohl heute «Ostflanke» weniger verräterisch. Aber gibt es da einen wesentlichen Unterschied?
Na ja, damals führte Deutschland anerkanntermassen einen Angriffskrieg gegen Russland. Aber 1939, als Deutschland Polen angriff, sprach es auch von Verteidigung. Sie erinnern sich: seit heute früh wird «zurückgeschossen»? Auch heute muss, laut Bodemann, Deutschland verteidigt und seine Bürger geschützt werden vor den bösen Russen. Hat er Belege dafür?
Nato-Propaganda
Bodemann: «Wir befinden uns nicht im Krieg, formaljuristisch in Deutschland, […] aber wir befinden uns nach meiner Auffassung schon lange nicht mehr im Frieden, weil wir täglich angegriffen werden. Wir befinden uns in einer Phase dazwischen. Nennen wir sie Grauzone, hybride Phase, wie auch immer. Gerade hybrid passt ganz gut, weil wir insbesondere bedroht werden momentan durch hybride Angriffe. Ich nenne da immer vier verschiedene Dinge, die da passieren in D, und zwar jetzt schon. Das eine ist natürlich Desinformation und Fake News, was wir täglich sehen, insbesondere natürlich in Social Media. Das zweite sind Cyber-Angriffe auf die Bundesregierung, auf grosse Unternehmen, Energieunternehmen.»
Das ist alles sehr schwammig: Wer definiert, was Wahrheit und Desinformation ist? Von welchen Cyberangriffen redet er? Konkret sieht anders aus, zumal er selbst meint: «Bei beiden ist es sehr schwierig zu definieren: Wer greift uns da eigentlich an?» Aber das ist Teil des aktuellen Narrativs in Deutschland, Russland griffe uns jetzt schon unsichtbar (und unüberprüfbar!) an mit Desinformation, Spionage und Cyber-Angriffen. Das hört man plötzlich ständig, und immer ohne Beleg.
Offensichtlich um einen Beweis für russische «Sabotage» vorzutäuschen, nennt Bodemann ausgerechnet die Sprengung von Nord Stream 2. Das war allerdings Sabotage, aber sicher nicht von den Russen!
Das Märchen von russischen Angriffsplänen
«RU konstituiert seine Streitkräfte. Wir rechnen damit, dass in etwa 5–8 Jahren Russland seine Streitkräfte so wieder hergestellt hat während des Krieges in der UA, dass sie durchaus in der Lage sind auch mit klassischen militärischen Mitteln das Nato-Bündnisgebiet anzugreifen. Putin hat viel in der Vergangenheit angesprochen, was er tatsächlich dann auch umgesetzt hat. Und immerhin, er hat gesagt, dass er das alte Gebiet der Sowjetunion wieder herstellen möchte, und dazu zählen eben auch die baltischen Staaten.»
Das hat Putin nie gesagt, und Bodemann nennt auch keinen Beleg dafür. Im Gegenteil, Putin hat wiederholt sehr deutlich gemacht, dass er keinerlei derartige Pläne hegt, zuletzt auf dem Petersburg-Forum am 5. Juli dieses Jahres, wo er solchen Vorstellungen explizit und ausführlich widerspricht.
Bodemann stellt die Behauptung einfach auf, ohne einen Beleg zu nennen. Die brave NTV-Moderatorin fragt natürlich auch nicht nach. Nachgefragt hat aber der Journalist Florian Warweg von den «NachDenkSeiten» in der Bundespressekonferenz vom 3. Juli dieses Jahres. Herr Collatz, der dort zuständige hochrangige Bundeswehrangehörige, antwortet schnoddrig, er habe so etwas auch schon öfter gelesen, spricht von «Raunereien, die man von Putin so hört», Belege könne er keine nennen, solle doch Warweg selbst recherchieren. Sogar der «Spiegel», der nicht unbedingt als «Putin-Versteher» bekannt ist, titelte: «Putin will die UdSSR nicht zurück.»2 Was sollte das Russland auch nutzen, die baltischen Länder oder sogar Deutschland anzugreifen? Das Land ist gross genug, über Bodenschätze verfügt es reichlich, wirtschaftlich ist es offensichtlich – trotz Sanktionen – gut aufgestellt. Wozu sich also so etwas antun?
Auch die deutschen Bürger wollen keinen Krieg. Im März 2024 lehnten es 81 Prozent der deutschen Bürger ab, Nato-Truppen in die Ukraine zu schicken.3
Lassen wir uns nicht in einen Krieg hineinhetzen – Neutralität unterstützen
Das alles kümmert die Politik nicht. Es ist unfassbar, wie das Land, ja wie ganz Europa in einen neuen Krieg geführt werden soll, der möglicherweise noch zerstörerischer sein wird als der letzte. Auch die Schweiz ist nicht davor geschützt, in den Krieg hineingezogen zu werden. Deshalb ist es dringend nötig, die Neutralität zu stärken statt zu schwächen. Stattdessen versuchen das VBS und die Militärführung unser Land mit allen Kräften in die Nato zu führen.
Wir Schweizer können wenigstens demnächst darüber abstimmen, unsere Neutralität zu erhalten und zu stärken.
Doch selbst die deutsche Regierung und Militärführung werden gegen ein Volk, dass sich klar und mächtig gegen die Entfachung eines Krieges äussert, letztendlich nicht ankommen.
1 https://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Geheimer-Operationsplan-Deutschland-betrifft-uns-alle-article25055402.html, 1. Juli 2024
2 https://www.spiegel.de/politik/ausland/russland-putin-will-die-udssr-nicht-zurueck-a-1068868.html, 21. Dezember 2015