Wie die Generation Z die Welt retten kann
von Mathias Müller,* Kanton Bern
(1. November 2024) Die Jugend von heute gilt als überempfindlich und bequem. Doch wer genau hinschaut, sieht: Die Gen Z ist widerstandsfähiger und freiheitsliebender als ihre selbstgerechten Vorgänger.
Bei den Wahlen der vergangenen Monate, etwa in Frankreich, Deutschland, Belgien oder zuletzt in Österreich, war oft zu lesen, dass die Jugend nach rechts rücke. Während ein Linksruck oft begrüsst wird, fragen Experten bei einem Rechtsruck, wie es dazu kommen konnte. Dabei wird viel über die Jugend gesprochen, aber wenig mit ihr. Auch eine Selbstreflexion der älteren Generationen fehlt. Vielleicht würde man erkennen, dass nicht die Jugend nach rechts rückt, sondern die älteren Generationen nach links.
Durch meine Tätigkeit als Berufsoffizier habe ich direkten Kontakt mit vielen Menschen der Generation Z. Zudem bin ich Vater von drei Teenagern. Ich bin überzeugt: Die Generation Z ist grossartig.
Die Generation Z wird von älteren Generationen oft als weinerlich, schwach und bequem abgestempelt. Meiner Meinung nach ist das jedoch eine Fehlinterpretation ihrer tatsächlichen Resilienz und ihres Potenzials. Ähnlich den Menschen, die der amerikanische Journalist und Autor Tom Brokaw in seinem Buch «The Greatest Generation» beschreibt – jene, die in der Weltwirtschaftskrise aufgewachsen sind und den Zweiten Weltkrieg erlebt haben –, könnte die Generation Z dem Ideal von Stärke, Pflichtbewusstsein und Entschlossenheit näher sein als die verwöhnten Babyboomer, die materialistische Generation X oder die selbstherrlichen Millennials.
Die neue «grösste Generation»
Die Welt, in der die Generation Z aufwächst, ist voller Herausforderungen: geopolitische Spannungen, gesellschaftliche Spaltung, Überregulierung, wachsender staatlicher Einfluss und zunehmende Überwachung, die Orwells «1984» nahekommt. Trotz technologischen Fortschritts erleben wir einen Rückgang der Freiheit und eine Stagnation des Wohlstands. Diese jungen Menschen sehen sich mit einer Welt konfrontiert, in der ihre Leistung oft zugunsten ideologischer Identitätspolitik übergangen wird und in der das Äussern abweichender Meinungen zunehmend eingeschränkt wird.
Wenn man die Wahlergebnisse in europäischen Ländern ansieht, zeigt sich, dass junge Menschen zunehmend Parteien unterstützen, die für individuelle Freiheit und weniger staatliche Einmischung stehen. Dies deutet darauf hin, dass sie die ideologischen und politischen Fehler der Vergangenheit korrigieren wollen.
Mehr noch: Die Generation Z hat die Chance, sich als neue «grösste Generation» zu beweisen. Sie könnte die treibende Kraft für echte Veränderungen sein, indem sie veraltete Ideologien hinter sich lässt und neue, pragmatische Lösungen für eine gerechtere und freiere Welt entwickelt.
Es zählen Charakter und Leistung
Trotz aller Widrigkeiten zeigt die Generation Z eine bemerkenswerte Widerstandskraft. Studien zeigen, dass die Jungen, obwohl sie mit mehr psychischen Belastungen kämpfen, vermehrt nach Lösungen suchen, sei es durch Achtsamkeit, Therapie oder den Aufbau unterstützender Gemeinschaften – während frühere Generationen oft zur Flasche griffen oder sich mit Drogen betäubten.
Ich bin überzeugt, dass die Generation Z sich nicht nur um ihre schwindende finanzielle Sicherheit und individuelle Freiheit sorgt, sondern auch aktiv gegen die überkommenen Ideologien kämpft, die seit Jahrzehnten die kulturellen und politischen Landschaften dominieren. Die Generation Z bringt eine frische Perspektive mit, die sich deutlich von den oft heuchlerischen politischen Korrektheiten, der Wokeness, dem paternalistischen Etatismus und dem Globalismus vorheriger Generationen abwendet.
Diese jungen Menschen fordern echte Diversität und Freiheit – definiert durch persönliche Entscheidung und Verantwortung, nicht durch staatliche Vorgaben. 49 Prozent der Gen Z geben an, lieber eine eigene Firma zu gründen und Verantwortung zu übernehmen, als einen sicheren Job zu suchen. Sie bewerten Menschen nach ihrem Charakter und ihren Leistungen und lehnen eine Gesellschaft ab, in der Identitätspolitik und Quoten über Verdienst und Freiheit gestellt werden. Die Generation Z hat kein Problem damit, wenn jemand schwul ist oder eine Frau lieber als traditionelle Hausfrau lebt, getreu dem Motto «Leben und leben lassen».
Suche nach Sinn
Gemäss einer Studie der Vanderbilt University sind Angehörige der Generation Z bereit, härter und engagierter zu arbeiten als die Vorgängergenerationen. Warum? Weil sie leidenschaftlicher bei der Sache sind, vorausgesetzt, sie erkennen den Sinn dahinter. Eine Untersuchung des «Wall Street Journal» von 2023 bestätigt, dass auch die Religiosität bei jungen Menschen in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat, was ihre Suche nach Werten und Sinn belegt.
Es ist an der Zeit, der Generation Z die Freiheit zu geben, ihre Zukunft selbst zu gestalten. Die älteren Generationen sollten der Gen Z Mentoren sein statt autoritäre, bevormundende Lehrmeister. Unterstützen wir ihre Bemühungen, echte Vielfalt und Freiheit zu leben, statt sie durch ideologische Vorurteile zu ersticken! Die Generation Z könnte nicht nur überleben, sondern unsere Welt zum Besseren verändern. In seinem Roman «Those Who Remain» schrieb der amerikanische Autor G. Michael Hopf: «Hard times create strong men, strong men create good times, good times create weak men, and weak men create hard times.» Das bestärkt mich in meiner Hoffnung auf die Gen Z!
* Mathias Müller ist Berufsoffizier in der Schweizer Armee, Mitglied des Grossen Rates im Kanton Bern, Autor und Podcaster, sowie Kolumnist für den «Schweizer Monat». |
Quelle: Der stoische Pirat. https://schweizermonat.ch/wie-die-generation-z-die-welt-retten-koennte/, 3. Oktober 2024