Europa – Mit PR in den Dritten Weltkrieg?

Massive Desinformation über Mainstreammedien auch in der Schweiz

von Robert Seidel*

(21. Juni 2024) Einige Nachrichten in der Flut aktueller Meldungen muten an wie ein Albtraum aus vergangenen Zeiten: Im Frühjahr 2024 kündigten ein europäischer Politiker nach dem anderen an, weitere Waffen an die Ukraine zu liefern und gegebenenfalls auch eigene Soldaten zu schicken. Alle Zeichen deuten heute darauf hin, dass einige europäische Regierungen gewillt sind, den Krieg für die USA auf dem europäischen Boden auszutragen. Es ist unfassbar, dass es im 21. Jahrhundert noch möglich ist, so etwas aufzuziehen – unfassbar nach katastrophalen zwei Weltkriegen und der atomaren Overkill-Bedrohung.

Möglich wird dies nur durch «Public Relations» – wie könnte man sonst vergessen, was eigentlich Krieg bedeutet? Diese Desinformation muss sichtbar gemacht werden, um die drohende Ausweitung des Krieges auf ganz Europa zu stoppen. Friedensverhandlungen, die den Namen verdienen, müssen sofort geführt werden.

Zuerst ist es «Solidarität» mit der Ukraine, dann sind es Helme.1 Später gepanzerte Transportfahrzeuge, schliesslich Waffen und nun auch Langstreckenraketen2 … Werden es am Ende die eigenen Söhne sein?3 Wird man auch sie aus «Solidarität» in den Tod schicken? Wird die Schweiz mitmachen?4

PR – über 100 Jahren im Dienst des Krieges

Seit über 100 Jahren wird die psychologische Forschung dazu missbraucht, Menschen in Kriegsbereitschaft zu versetzen.5 1917 soll die friedliche US-amerikanischen Bevölkerung, Soldaten nach Europa schicken, in einen Krieg, mit dem das Land nichts zu tun hat. Das Wahlverspechen von US-Präsident Woodrow Wilson, dass die USA neutral bleiben und ihre Söhne nicht für fremde Mächte opfern werden, ist schnell zur Makulatur geworden. Das Establishment der USA entschied anders …6

Die Namen Edward Bernays und Walter Lippmann stehen stellvertretend für das 1917 von Präsident Wilson einberufene Committee on Public Information (CPI). Es hat den Auftrag, die Akzeptanz für den Kriegseintritt herbeizuführen. Mit einem landesweiten Netz von angeworbenen Rednern, abgesprochenen Zeitungsartikeln und gekauften Anzeigen sowie bösartigen Plakaten wurde der Kriegseintritt psychologisch vorbereitet.7

Aus «Propaganda» wird «Public Relations»

Nach dem Ersten Weltkrieg wechselt man von der Bezeichnung «Propaganda» auf den neutral-technischen Begriff «Public Relations», kurz PR.8 Die Manipulationsmethoden der PR feiern einen Siegeszug in der Wirtschaft und in der Öffentlichkeitsarbeit.

Heute kann kein Krieg mehr ohne PR geführt werden. Der massive Einfluss auf das öffentliche Bewusstsein ist enorm.9 Die Vorgeschichte des Jugoslawien-Krieges 1991 und 1999 sind Lehrstücke, wie mit PR ein Krieg möglich wird.10

Massiver Einsatz von PR in Europa

Um einen Kriegseintritt gegen Russland psychologisch vorzubereiten, arbeitet die Nato (Cognitiv Warfare)11 synchron zur zunehmend totalitären Mediengesetzgebung12 und den PR-Kampagnen in einzelnen Nato- und PfP-Staaten. Schleichend werden Einstellungen in der Bevölkerung je nach Situation manipuliert. Die Techniken sind vielfältig.11 Ein Beispiel: Die Akzeptanz aggressiven Verhaltens gegenüber den Regierungen und den Menschen Russlands oder Chinas steigt. Möglich wird dies durch PR-Arbeit. Dabei spielen die Mainstreammedien eine entscheidende Rolle.13 Ein anderes Beispiel: Die häufige Wiederholung martialischer Äusserungen vorher kaum bekannter Politiker (wie Kiesewetter, Strack-Zimmermann, Hofreiter in Deutschland) sind beispielhaft dafür, eine aggressive Einstellung in der Bevölkerung zu verbreiten. – Genauso gut wäre es möglich, deeskalierende Stimmen zu zitieren!14

Ähnlich verläuft die PR-Arbeit auch mit den Schweizer Mainstreammedien. Politiker, die Nato-Positionen teilen, finden schnell mediales Gehör – anderen Stimmen wird kaum Platz eingeräumt.15

«Meinungsteppich», «Nudging», «Spins»

PR-Kampagnen mit ihren «Meinungsteppichen», ihrem «Nudging» und ihren «Spins» besetzen die Köpfe der westlichen Bevölkerung. – Nicht mehr so plump wie vor 80 Jahren, sondern raffinierter, sozusagen unbewusst-subkutan.16

Den Kopf voll mit den Sorgen und Nöten aus dem Alltag nimmt man «die Nachrichten» aus dem Mainstream-Medien auf, um «Bescheid zu wissen». Im Alltag bleibt kaum Zeit sich vermehrt Gedanken zu machen. «Es stimmt ja ungefähr. Die werden es schon wissen» …

So kann es kommen, dass das Jahrhunderte alte Märchen vom «hinterlistigen Feind», den man mit Waffengewalt niederringen muss, weil er so «böse» ist –, heute neu erzählt werden kann. Im TV, in den Gratiszeitungen, im Radio, sogar in den Serien oder in VHS-Kursen hört man von dem, was «böse ist» und uns angeblich bedroht. Kaum einer fragt mehr, wie es sich tatsächlich abspielt.17 Berechtigte Zweifel sollen keine Chancen gegen das Orchester der Public Relation-Inputs haben –, selbst dann nicht, wenn eine widersprechende Stimme zu hören ist.

Künstlich erzeugte Emotionen

Kaum jemand nimmt die anderen Meinungen mehr wahr. Man erfährt, dass keine andere Wahl bleibt, als «mehr Waffen zu liefern», «Stärke zu zeigen» usw. bis man schliesslich meint, «zurückschlagen» oder «endlich zurückschiessen» zu müssen.18

Das empirische Wissen darüber, was Kriege für eine Gesellschaft und den Einzelnen letztendlich bedeuten, tritt gegenüber den künstlich erzeugten Emotionen zurück. Die reale Frage, ob ein atomar geführter Krieg den ukrainischen Familien tatsächlich hilft, nachdem schon ein grosser Teil des Landes zerstört wurde und viele Väter und Söhne auf dem «Feld der Ehre» zerfetzt und verstümmelt wurden, wird nicht gestellt. Hilft es, wenn schlussendlich russische Raketen europäische Städte treffen und westliche Raketen russische Städte?

Erfährt man in den Mainstreammedien, dass auf beiden Seiten Menschen aus Fleisch und Blut mit ihren Familien, Kindern, Eltern und Grosseltern leben? Und wenn es dann zum grossen Gemetzel kommt? In den besagten Medien wird davon nicht berichtet – so wie schon heute nicht aus den Schützengräben der Ukraine oder Russlands.

Wo bleibt in unseren Medien die direkte ungefilterte Berichterstattung? Nicht «embedded», wie seit dem Vietnam-Krieg, also durch die Militärführung gefiltert. Damals merkte die Führung, dass die Akzeptanz für ihren sinnlosen Krieg sinkt und die Studenten beginnen auf die Strasse zu gehen.19

Die Toten macht niemand mehr lebendig

Nach dem Krieg: Es bleiben die Kriegsversehrten, die Witwen, die elternlosen Kinder, die Verstrahlten, die Vergewaltigten, die Traumatisierten, die Verrohten, ein zerstörtes verstrahltes Land – und gigantische Schuldenberge für die Waffeneinkäufe, die abgezahlt werden sollen …20

Die Toten macht niemand mehr lebendig. Die getöteten Väter sind fort, die traumatisierten können keine Väter mehr sein… Woher kommt das tägliche Essen? Wo ist ein Dach über dem Kopf? Wer hat Medikamente gegen die Strahlenkrankheit?

Es gibt Verantwortliche

Es gibt Verantwortliche. Es gibt die Personen, die den Krieg wollen und die Macht haben, ihn anzuzetteln. Es gibt die Personen, die an diesem Krieg und seinen Folgen sehr, sehr viel verdienen. Dann gibt es Politiker, die ihre Verantwortung nicht wahrnehmen.21

Es wird höchste Zeit den PR-Kleister aus den Augen zu wischen und der Realität ins Auge zu schauen. Wollen wir für den Profit sowie das Geltungs- und Machtstreben einiger weniger unsere Existenz, die unserer Kinder und Millionen anderer Menschen auf das Spiel setzen?

Kriege können sofort gestoppt werden

Kriege sind gewollt und sie werden gemacht. Es werden dazu Befehle erteilt. Jemand erteilt den Befehl zum Krieg. Kriegsvorbereitungen und Kriege können genauso jederzeit beendet werden, wie sie angezettelt werden. Es können sofort Verhandlungen geführt werden. Sofort. Auch heute. Auch jetzt!

Es gibt genügend Beispiele dafür.22

1 Mit der Debatte, ob man «nur» Helme an die ukrainischen Soldaten liefern dürfe, wurde der Fuss in die Türspalte einer direkten Beteiligung am Konflikt erzwungen. Es war klar, dass dies nur der erste Schritt war. Und so war es auch.

2 Mit der Lieferung von Langstreckenraketen (z.B. ATACMS) mischt sich die Nato direkt in das Kriegsgeschehen ein. Diese Raketen können nur über US-Satelliten gesteuert werden. Im März wurde ein abgehörtes Gespräch veröffentlicht, in dem drei Offiziere der deutschen Bundeswehr über den Einsatz von deutschen «Taurus»-Raketen in der Ukraine diskutierten. Dabei ging es genau um das «Problem» einer offiziellen Nato-Beteiligung.

3 Einige Staaten im Baltikum sowie Frankreich planen einen offiziellen Einsatz von Soldaten. Unabhängig davon, befinden sich seit Beginn des Krieges (und schon davor) «Söldner» und undeklarierte militärische Fachkräfte westlicher Staaten (Frankreich, Polen, USA, Schweden, Grossbritannien usw.) in der Ukraine.

4 Die Schweizer Politik des Bundesrates ist traumwandlerisch und führt das Land über eine Nato-Annäherung direkt in den Konflikt (Amherd, Cassis). Ausserdem wird in der Schweiz mit PR intensiv daran gearbeitet, den Neutralitätsbegriff aufzuweichen, so dass eine allfällige Nato-Anbindung als «neutralitätsverträglich» verkauft werden kann. (vgl. Fraktion im Nationalrat 30. Mai); im Ständerat, 1. Juni)

5 Vgl. Eine systematische Darstellung der «Kriegspropaganda» findet sich in: Jonas Tögel. Kognitive Kriegsführung. Neuste Manipulationstechniken als Waffengattung der Nato. Frankfurt 2023.

6 Vgl. eine ausführliche Darstellung der Motive hinter dem «Meinungsumschwung» der US-Administration im Jahr 1917 beschreibt Howard Zinn. Eine Geschichte des amerikanischen Volkes. Hamburg 2013, S.349ff (amerik. Original Howard Zinn. A Peoples History of the United States. 1980)

7 Vgl. Gute Darstellung zu PR seit 1917: Michael Lüders. Die scheinheilige Supermacht. Warum wir aus dem Schatten der USA heraustreten müssen. München 2021. S.48ff

8 Während der Begriff «Propaganda» eindeutig negativ aufgefasst wird, erweckt der Begriff «Public Relations» einen neutralen Eindruck, obwohl grosse PR-Konzerne auf dem Gebiet der Kriegsvorbereitung stark engagiert sind. Vgl. dazu Jörg Becker / Mira Beham. Operation Balkan: Werbung für Krieg und Tod. Baden-Baden 2006

9 Vgl. Johannes Menath. Moderne Propaganda. 80 Methoden der Meinungslenkung. Höhr-Grenzhausen 2022

10 Vgl. Jörg Becker / Mira Beham. Operation Balkan: Werbung für Krieg und Tod. Baden-Baden 2006 und vgl. Daniele Ganser. Illegale Kriege. Wie die Nato-Länder die UNO sabotieren. Eine Chronik von Kuba bis Syrien. Zürich 2016. S. 175–182.

11 Vgl. Jonas Tögel. Kognitive Kriegsführung. Neuste Manipulationstechniken als Waffengattung der Nato. Frankfurt 2023

12 Die neue Mediengesetzgebung in Deutschland und Frankreich trägt inzwischen totalitäre Züge, die den demokratischen Freiheitsrechten widersprechen. Mit staatlichen Sprachregelungen und Werbekampagnen wurde Russland bzw. Putin systematisch als Feindbild stilisiert. Auch die EU bewegt sich in diese Richtung.

13 vgl. z.B. Hannes Hofbauer. Feindbild Russland. Wien 2016

14 Auffällig ist die häufige Wiedergabe grenzwertiger Äusserungen gegenüber Russland von Politikern wie Kiesewetter, Strack-Zimmermann oder Hofreiter im Gegensatz zur systematischen Auslassung von deeskalierenden Stimmen selbst anerkannter und renommierter Politiker wie Oskar Lafontaine, Klaus von Dohnanyi, Gerhard Schröder oder hochrangigen ehemaligen Militärs wie Harald Kujat oder Erich Vad oder Spitzendiplomaten wie Michael von der Schulenburg oder Hans von Sponeck in den Mainstreammedien.

15 Einzelnen Ständeräte, die sich aussenpolitisch mit Nato-Positionen profilieren und damit der neutralen Position der Schweiz nachhaltig schaden, finden immer wieder ein breites Gehör in den Schweizer Mainstreammedien (z.B. NZZ, 3. Juni 2024).

16 Vgl. Johannes Menath. Moderne Propaganda. 80 Methoden der Meinungslenkung. Höhr-Grenzhausen 2022 oder Judith Barben. Spin Docters im Bundeshaus. Gefährdungen der direkten Demokratie durch Manipulation und Propaganda. Baden 2009

17 Vgl. Hannes Hofbauer. Feindbild Russland. Wien 2016

18 Beispielhaft dargestellt bei Romain Rolland. Clerambault. Geschichte eines freien Gewissens im Krieg. Paris 1920

19 Wegen entstandene Unruhe in der US-Bevölkerung auf Grund der Verbrechen der US-Army in Vietnam (Agent Orange, Flächenbombardements, Massaker My Lai usw.), begann die US-Regierung die Berichterstattung aus Kriegsgebieten einzuschränken.

20 Der deutsche Steuerzahler musste bis 1988 die Kriegsschulden (Reparationszahlungen) aus dem Ersten Weltkrieg abbezahlen! Mit diesen Geldern wurden die Schulden der kriegsführenden Siegermächte für Waffeneinkäufe und der Wiederaufbau bezahlt.

21 Eine Konsequenz aus dem Zweiten Weltkrieges sind aus den Nürnberger Prozessen die «Nürnberger Prinzipien» entstanden. Kriege sollen juristisch aufgearbeitet werden können und Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden.

22 Beispiele für Friedensschlüsse sind die vielen Separatfriedens- oder Waffenstillstandsabkommen, die während laufender Kriege aus «taktischen» Gründen mit einzelnen kriegsführenden Fraktionen geschlossen werden. Für die Regierenden stellt es dann kein Problem dar, mit einem «Todfeind» kurzfristig Frieden herzustellen.

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