Ungarn

«Es gibt keinen dritten Weg, nur einen dritten Weltkrieg»

Viktor Orbán spricht bei der Kundgebung für den Frieden in Budapest am 1. Juni 2024

Auszüge zusammengestellt von Marita Brune Koch für den «Schweizer Standpunkt»

(14. Juni 2024) In einer beeindruckenden Demonstration bekundeten über hunderttausend ungarische Bürger ihren Willen zum Frieden. Minutenlang applaudierten sie ihrem Ministerpräsidenten, schon bevor dieser mit seiner Rede beginnen konnte. Viktor Orbán schien von der Zustimmung der Demonstranten sichtlich bewegt. Es wundert den Beobachter nicht, dass die meisten Ungarn hinter Orbán stehen, denn er tut alles, um sein Volk vor einem verheerenden Krieg zu bewahren. Wir dokumentieren Auszüge aus seiner Rede, in denen er sich zur Frage von Krieg und Frieden äussert.

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán an der Friedenskundgebung.
(Bild keystone)

Zu Beginn ermutigt der ungarische Regierungschef Viktor Orbán die unübersehbare Menge der Demonstrationsteilnehmer: «Noch nie hat jemand so viele Menschen für den Frieden mobilisieren können. […] Wir sind die grösste Friedenstruppe in Europa.» Er weist auf die Grösse der Aufgabe hin, den Frieden zu bewahren: «Wir werden jeden Tropfen Energie brauchen, denn die Aufgabe, die vor uns liegt, ist so gross, wie wir sie noch nie gesehen haben. Europa muss daran gehindert werden, in den Krieg, in seinen eigenen Untergang zu rennen.»

«Der Kriegszug hat keine Bremse und der Lokführer ist von Sinnen»

Er charakterisiert die aktuelle Kriegstreiberei: «Heute bereitet sich Europa darauf vor, in den Krieg zu ziehen. Jeden Tag kündigen sie die Eröffnung eines weiteren Abschnitts des Weges zur Hölle an. Tagtäglich übergiessen sie uns damit, dass Hunderte von Milliarden Euro in die Ukraine gepumpt werden, Stationierung von Atomwaffen in der Mitte Europas, Rekrutierung unserer Söhne in eine fremde Armee, eine Nato-Mission in der Ukraine, Entsendung europäischer Militäreinheiten in die Ukraine. Meine Freunde, es scheint, als ob der Kriegszug keine Bremsen habe und der Lokführer von Sinnen sei. […]

Wir müssen die Notbremse ziehen, damit wenigstens diejenigen, die es wollen, aussteigen und sich aus dem Krieg heraushalten können. Die ungarische Regierung weiss, wie man das macht. Wir wissen, wie man sich aus fatalen Dingen heraushält. Wir haben den Wagen der Ungarn rechtzeitig von dem Zug der Migrationsbefürwortung, der auf die Selbstaufgabe der Nationen zurast, abgekoppelt. Stopp Migration! Und wir haben auch die ungarischen Kinder aus den Händen von gefährlichen und abstossenden Gender-Aktivisten gerettet. Stopp Gender! Wir werden auch nicht zulassen, dass unsere Kinder und Enkelkinder an die ukrainische Front einwaggoniert werden. Stopp Krieg! Für diejenigen, die zur Hölle fahren wollen, bitte die zweite Tür links.

No migration! No gender! No war! – damit sie es auch in Brüssel verstehen.»

«Der Rausch des Krieges»

Viktor Orbán warnt vor den Kriegstreibern: «Die Kriegsbefürworter haben sich über den gesunden Menschenverstand hinweggesetzt. Die Kriegsbefürworter sind wie betrunken. Sie wollen Russland besiegen, wie sie es im Ersten und Zweiten Weltkrieg versucht haben. Sie sind sogar bereit, sich mit dem ganzen Osten anzulegen. Sie glauben, dass sie diesen Krieg gewinnen werden. Aber der Rausch des Krieges ist wie eine Droge: Diejenigen, die ihm verfallen sind, halten sich für nichts verantwortlich. Sie hören auf niemanden. Sie treten über Dich hinweg. Sie empfinden keine Gewissensbisse. Wir sind ihnen nicht wichtig, weder Du noch Dein Leben, Deine Familie, das Haus, für das Du gearbeitet hast, oder die Zukunft, für die Du jeden Tag arbeitest. Die Zukunft Deiner Kinder ist ihnen egal. Sie können nicht überzeugt werden. Und deshalb müssen wir sie auch nicht überzeugen, sondern sie besiegen.»

«Wir werden nicht in den Krieg ziehen, wir werden nicht für andere
auf fremdem Boden sterben.» (Bild MTI/Zoltán Balogh)

«Wir werden nicht in den Krieg ziehen!»

Er erinnert daran, wozu die Europäische Union einst gegründet wurde: «Die Gründerväter der Europäischen Union hatten recht: Europa kann keinen weiteren Krieg überleben. Deshalb wurde die Europäische Union gegründet. Vor dem Ersten Weltkrieg war Europa der Herr der Welt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es nicht mehr Herr seiner selbst und wurde von fremden Imperien im Westen und Osten besetzt. Jetzt spielen wir die zweite Geige. So wie die Dinge stehen, wird Europa nach einem weiteren Krieg nicht einmal mehr in dem Orchester mitspielen, das den Rhythmus der Welt bestimmt – wenn es überhaupt ein Orchester geben wird.

Dies gilt umso mehr für Ungarn: Im Krieg haben wir nichts zu gewinnen, jedoch alles zu verlieren. In der Vergangenheit wurden wir gegen unseren Willen in einen Krieg hineingezogen und wir haben verloren. Und so würde es auch jetzt, im Jahr 2024, sein. Im Ersten Weltkrieg haben wir zwei Drittel des Landes verloren. Im Zweiten Weltkrieg wurde die schlagkräftige ungarische Armee auf fremdem Boden vernichtet. Es gab niemanden mehr, der unsere Heimat, unser Land, unsere Frauen und Kinder verteidigen konnte. Wir hatten auch nicht einmal mehr genug Kraft, um mit den vermeintlichen Siegern verhandeln zu können.

In den beiden Weltkriegen haben wir, Ungarn, anderthalb Millionen Menschen verloren und mit ihnen ihre zukünftigen Kinder und Enkelkinder. Was hätten wir doch für ein starkes Land, wenn sie überlebt hätten! Und jetzt erwartet man schon wieder von uns, dass wir an einem neuen Krieg teilnehmen sollen. Ich sage das langsam, damit man es auch in Brüssel versteht: Wir werden nicht in den Krieg ziehen. Wir gehen nicht zum dritten Mal in den Osten, wir gehen nicht wieder an die russische Front, wir waren schon dort, wir haben dort nichts zu suchen.

Wir werden nicht die ungarische Jugend opfern, damit sich die Kriegsspekulanten bis zum letzten Tropfen bereichern können. Wir sagen Nein zu dem Kriegsplan, der um des Geldes, des in der Ukraine zu erlangenden Reichtums und der Grossmächte willen ausgeheckt wurde. Es ist ein alter Plan und wir kennen ihn gut. Bereits vor dreissig Jahren schrieb George Soros sein eigenes Umsturzszenario, demzufolge Russland durch westliche Technologie und den Einsatz osteuropäischer Manpower besiegt werden könnte. Und die Menschen, die dabei verloren gehen, können durch Migranten ersetzt werden.»

(Bild MTI/Zoltán Balogh)

Dem Bösen nicht nachgeben – den Frieden nicht aufgeben

Die Frage von Krieg und Frieden sieht der ungarische Ministerpräsident als einen grundsätzlichen ethischen Antagonismus: «Viele Menschen glauben, dass es das Böse nicht gibt. Aber das Böse steckt hinter den Weltkriegen. Wir dürfen ihm nicht nachgeben. Die Zeit ist für eine Teufelsaustreibung gekommen. Entweder wir gewinnen oder sie gewinnen. Es gibt keinen dritten Weg, nur einen dritten Weltkrieg. Zeigen wir Soros und Konsorten, wo der Gott der Ungarn wohnt!»

Und so gibt er die eindeutige Antwort: «Ungarn ist heute stärker als je zuvor in den letzten hundert Jahren. Eine ruhige und starke Insel in der Mitte Europas. Zusammenarbeit nach innen, und Zusammenschluss nach aussen. Das ist das Geheimnis des Erfolges. Deshalb leben wir heute auch noch in Frieden. Aber die entscheidende Frage schlägt bereits mit der Faust an unsere Tür: Werden wir den Frieden aufgeben? Der Verzicht auf den Frieden bedeutet, für die Ukraine zu sterben. Wollen wir ungarisches Blut für die Ukraine geben? Wir wollen das nicht! Wir werden nicht in den Krieg ziehen, und wir werden nicht für andere auf fremdem Boden sterben. Das ist die Wahrheit der Ungarn. Und nun liegt es an uns, wenn Gott es zulässt, die Gerechtigkeit der Ungarn in die Gerechtigkeit Europas zu verwandeln.»

«Dieser Frieden kann nicht mit Waffen gewonnen werden.»
(Bild MTI/Zoltán Balogh)

«Das einzige Gegenmittel gegen Krieg ist Frieden»

Viktor Orbán fasst die unausweichlichen Grauen des Krieges zusammen: «Grosse Kriege kommen nicht aus heiterem Himmel. Wirtschaftskrise, Rohstoffknappheit, Wettrüsten, Epidemien, falsche Propheten, Attentate, finstere Schatten um uns herum. So fängt es an. Es gab Generationen auf der Erde – unsere Grosseltern und Urgrosseltern – deren schlimmste Albträume wahr wurden. Wir halten Ausschau nach den Zeichen. Wir sehen die Schrift an der Wand. Die Ungarn kennen die Natur des Krieges.

Wissen Sie, Kriege enden immer anders, als man anfangs dachte. Deshalb liegen heute Millionen von jungen Europäern in Massengräbern. Deshalb gibt es nicht genug europäische Menschen, deshalb gibt es nicht genug europäische Kinder. Der Krieg tötet. Der eine stirbt mit einer Waffe in der Hand. Der andere stirbt auf der Flucht. Manche sterben bei der Bombardierung. Wiederum andere in den Gefängnissen des Feindes. Andere in einer Epidemie. Weitere sterben an Hunger. Manch einer wird gefoltert. Einige werden vergewaltigt. Einige werden als Sklaven verschleppt. Gräber in unzähligen Reihen aufgereiht. Mütter weinen um ihre Söhne. Frauen, die um ihre Ehemänner weinen. So viele verlorene Leben.

Eines wissen wir: Wo der Krieg Fuss fasst, gibt es kein Entkommen. Der Krieg wird uns einholen. Du kannst ihm nicht ausweichen, Du kannst Dich nicht vor ihm verstecken.»

Er folgert unmissverständlich: «Das einzige Gegenmittel gegen den Krieg ist der Frieden. Uns aus dem Krieg heraushalten und Ungarn als eine Insel des Friedens erhalten. Das ist unsere Mission. Und wenn wir nicht wollen, dass der Krieg uns einholt, müssen wir ihn stoppen. Jetzt! Dieser Frieden kann nicht mit Waffen gewonnen werden. Dieser Krieg hat keine Lösung auf dem Schlachtfeld. Es gibt dort nur Tod und Zerstörung. Es muss einen Waffenstillstand geben und es muss Verhandlungen geben.»

Quelle: https://miniszterelnok.hu/en/viktor-Orbáns-rede-auf-dem-friedensmarsch/, 1. Juni 2024

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