Ohne Dialog keine Sicherheit

«Corona-Zeit» – Es besteht dringender Klärungsbedarf

von Dr. med. Sabine Vuilleumier*

(26. April 2024) Die Botschaft des Symposiums war klar: Mit einem nächsten unbekannten Krankheitserreger muss ein wissenschaftlich fundierter und menschlicher Umgang gefunden werden. Dies, auch wenn nach dessen Auftauchen in Bezug auf Verbreitungspotential, Übertragungswege, Gefährlichkeit für den Menschen und Therapiemöglichkeiten vorerst noch vieles unbekannt ist. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es dringend eine gründliche Analyse der vergangenen «Corona-Zeit». Was gut gemacht wurde, kann beibehalten werden, was übertrieben war oder sogar geschadet hat, muss konsequenterweise im Interesse Aller anders gehandhabt werden.

«Corona – Fakes und Fakten»

Am 1. Schweizer Symposium zum gesundheitspolitischen Rückblick und Ausblick vom 6. und 7. April in Bern gab Hausarzt Dr. med. Daniel Beutler Fachleuten aus Medizin und Wissenschaft, Recht, Gesellschaft, Medien und Kirche und vielen zivilen Organisationen das Wort. In seiner Einführung forderte er die anwesenden Medienschaffenden auf, sich an der Wahrheitsfindung zu beteiligen. Von offizieller Seite ist eine Aufarbeitung der «Corona-Zeit» nicht in Sicht. Die Veranstalter werden in ihrem Anliegen aber nicht lockerlassen.

Dr. Beutler hatte sich im Frühling 2021 kritisch zu den mRNA-Impfungen geäussert.1 Bis heute würden deren nachgewiesen problematischen Folgen wie Autoimmun- und Krebserkrankungen nicht systematisch erfasst und ausgewertet. Dies ist aber unerlässlich, sollen nicht weitere Menschen geschädigt werden. Eine der Forderungen, denen sich im Laufe des Tages Fachleute verschiedener Tätigkeitsbereiche anschlossen.

Im Folgenden werden Informationen und Denkanstösse aus den ersten drei Bereichen vorgestellt. Das Anhören der Referate in der Aufzeichnung des Symposiums ist sehr zu empfehlen.2

Bereich 1: Medizin und Wissenschaft

Prof. Dr. med. Paul Vogt stand im Universitätsspital Zürich als Chefarzt der Herzchirurgie zur Zeit der ersten und zweiten Welle 2020/21 an der Front. Das USZ sei das «last resort» für schwer an Covid Erkrankte gewesen und die Ärzte hätten vieles richtig gemacht, weder zu früh künstlich beatmet noch die Gabe von Antibiotika unterlassen. Die Mortalität war hoch, die Patienten starben infolge des Virus. Es stimme nicht, dass Covid – zumindest am Anfang – nicht schlimmer als eine Grippe gewesen sei.

Am Corona-Virus werde seit 1965 «gain-of-function»-Forschung betrieben. Für Prof. Vogt ist die Frage offen, ob die Schweiz an der Konstruktion des Virus beteiligt gewesen ist. Sein Vorschlag an den Bundesrat, die Wirksamkeit jahrzehntelang erprobter, günstiger Medikamente gegen Sars-CoV-2 zu überprüfen, wurde vom Bundesrat und der Covid-19 Task Force im Frühling 2020 negativ kommentiert und abgetan; im Jahr 2020 starben aber gut 9000 Menschen in der Schweiz an Covid-19. In Medien, Behörden, der Task Force des Bundes, zusammengesetzt aus Pharmalobbyisten, sei es aus letztlich finanziellen Interessen darum gegangen, die Notfallzulassung der mRNA-Impfung zu erzwingen. Wären günstige Medikamente zugelassen worden, hätte diese Notfallzulassung nicht erfolgen können.

Dr. med. Thomas Binder, seit 22 Jahren als Kardiologe in eigener Praxis tätig, promovierte in Virologie und Immunologie. Er hob die im Zusammenhang mit Sars-CoV-2 auf den Kopf gestellte, bewährte ärztliche Praxis hervor: bisher sei ein Patient mit Symptomen eines viralen Infektes ambulant behandelt worden. Bei bakterieller Zusatzinfektion seien Antibiotika verordnet worden. Bei einem schweren Verlauf habe der Arzt den Patienten hospitalisiert und erst dort sei auf der Suche nach der richtigen Therapie der Erreger bestimmt worden. Nun aber habe es eine «PCR-Test-Epidemie» gegeben, bei jedem Kratzen im Hals sei getestet worden, die Patienten seien nach Hause geschickt worden, der Antibiotika-Einsatz auf 50% gefallen.

Gemäss Dr. Binder hat es keine relevante Übertragung von Viren von Menschen ohne Krankheitssymptome auf andere gegeben. Hygiene und Selbstisolation Kranker hätten für die Eindämmung der Verbreitung des Atemwegsvirus genügt, «antisoziale Distanzierung» und anderes seien unnötig und schädlich gewesen.

Prof. Konstantin Beck, Gesundheitsökonom der Universität Luzern, gab seiner Anerkennung Ausdruck, dass am Symposium offen gesprochen werden könne, «sogar» in Anwesenheit eines ehemaligen Bundesrates (Ueli Maurer). Er plädierte für Versöhnung zwischen den heute bestehenden Lagern, verhärtete Fronten müssten aufgelöst werden. In der Regel habe jeder aufgrund der ihm zur Verfügung stehenden Informationen argumentiert und gehandelt. Sein neuestes Buch mit dem Titel «WHO cares? Die Schweizer Pandemiepolitik und der Einfluss der WHO – ein populärwissenschaftlicher Positionsbezug» (Edubook, 2024) solle dabei helfen, eine tiefe Spaltung in der Schweizer Gesellschaft zu überwinden.

Dr. med. Dr. sc. nat. Martin Sailer, Neurochirurg und Molekularbiologe, stellte anhand des Beispiels einer zwei Jahre nach der Impfung an «Spikeopathie» erkrankten 39-jährigen Patientin viele Fragen, die dringend einer Klärung bedürfen.

Bereich 2: Recht

Rechtsanwältin und Mediatorin Andrea Staubli rief die Bedeutung der Gewaltenteilung in Erinnerung. Seit 1848 ist die Bundesversammlung (National- und Ständerat) die «oberste Gewalt des Bundes», gewählt vom Volk und ihm Rechenschaft schuldig. Die Legislative hat sich aber in der 3. Woche der Frühlingssession 2020 selbst nach Hause geschickt und damit ihre Aufgabe des Schutzes der Bevölkerung nicht wahrgenommen. Damit hat die Exekutive, der Bundesrat, mehr Macht erhalten. Grund- und Freiheitsrechte der Bürgerinnen und Bürger – Abwehrrechte dem Staat gegenüber – wurden massiv eingeschränkt.

Rechtsanwalt Philipp Kruse hielt in gewohnt engagierter, fachkompetenter Art ein Plädoyer für die Aufarbeitung der Corona-Zeit aus juristischer Sicht. Als Nachrichtenoffizier des Flughafenregimentes habe er gelernt, Gefahren immer aufs Neue zu beurteilen. Eine Überprüfung der Corona-Massnahmen aber habe während der «besonderen Lage» (28. Februar 2020 bis 31. März 2022) nicht stattgefunden. Es stelle sich die Frage, ob statt dem Legalitätsprinzip in dieser Zeit Staatswillkür geherrscht habe. Der Referent betonte, dass die Eingriffswirkung der Massnahmen sehr stark, deren Rechtfertigung jedoch schwach gewesen sei. Die von einem Team von Juristen eingereichte Strafanzeige gegen Swissmedic, der Schweizerischen Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel und Medizinprodukte (abrufbar unter corona-anzeige.ch) sei eine Steilvorlage für das Parlament für die Aufarbeitung der Corona-Zeit.

Ralph Studer, Jurist und Journalist der Stiftung Zukunft CH, wies auf die aktuelle Revision des Schweizer Epidemiengesetz (EpG) hin. Der Prozess zur Revision ist am 19. Juni 2020 eingeleitet worden, und im Vorentwurf seien bereits Inhalte aus den Entwürfen der WHO-Verträge (Pandemievertrag und Änderungen der Internationalen Gesundheitsvorschriften) enthalten. Es seien Bestimmungen, deren Nutzen keineswegs erwiesen sei. Sie könnten zu einer Machtverschiebung zugunsten des Bundesrates führen und damit zu einer dauerhaften Schwächung der Gewaltentrennung und des Rechtsschutzes der Bürger vor unnötigen und unverhältnismässigen Massnahmen.

Am 22. März 2024 wurde die Vernehmlassung abgeschlossen, die Überweisung an das Parlament und die parlamentarische Beratung steht bevor. Ralph Studer empfahl, die Bundesparlamentarier fachlich herauszufordern, sich mit dem EpG eingehend zu befassen.

Bereich 3: Politik

Samuel Kullmann, Politologe und Berner Grossrat (EDU) bedankte sich als Moderator bei Alt-Bundesrat Ueli Maurer für seine Anwesenheit seit Beginn des Symposiums am Morgen. 1950 geboren, absolvierte dieser eine kaufmännische Lehre, wurde 1978 Gemeinderat seiner Wohngemeinde, später Kantons-, dann Nationalrat, Bundesrat und Bundespräsident in den Jahren 2013 und 2019.

Ueli Maurer korrigierte die verbreitete Meinung der Macht des Bundesrates bei der Ergreifung von Notrecht: die Behörden hätten dem Bundesrat Notrecht empfohlen, aus heutiger Sicht aber aufgrund falscher oder unvollständiger Grundlagen. Der Bundesrat müsse der Verwaltung vertrauen, könne er doch die 150–200 pro Woche zu bearbeitenden Geschäfte unmöglich alle selbst durcharbeiten. Er sei davon ausgegangen, dass äusserste Not geherrscht habe. Die Kantone, die zu allem Stellung nehmen konnten, verschärften die Vorgaben des Bundesrates, ebenso die Parlamentarier. Man musste rasch entscheiden, warnten doch Experten vor möglichen 40 000 Toten. Die Angst sei greifbar gewesen, der Bundesrat habe handeln müssen. Seine Mitglieder hätten sich als Erste impfen lassen wollen.

Ueli Maurer warf die Frage auf, wie man in der Schweiz aus dem «40:60-Denken»3 wieder herauskommen könne. Er sei skeptisch bezüglich der Massnahmen und deshalb schon zweimal von Vorträgen wieder ausgeladen worden. Es gelte, aufeinander zuzugehen und den Dialog zu führen, sich aber auch lautstark bemerkbar zu machen.

Maurer verriet Interessantes aus dem Innern des Bundeshauses: Vom 2007 verabschiedeten Gaststaatengesetz4 profitiert unter 150 anderen internationalen Organisationen auch GAVI (Global Alliance for Vaccins and Immunization). Die Stiftung wurde von Bill und Melinda Gates mitbegründet und geniesst seit 2009 Immunität und steuerliche Vorteile in der Schweiz.5 Der brave Steuerzahler fragt sich, was er eigentlich falsch macht …

Die Berner Stadträtin und Juristin Simone Machado trug vor, dass sie als linksgrüne Politikerin von links ausgegrenzt worden sei. Sie ging ihren Weg weiter und bekam vom Bundesgericht in Lausanne darin recht, dass die Regierung des Kanton Bern mit dem Verhängen eines faktischen Demonstrationsverbotes 2021 die Grenzen des Zulässigen überschritten hat. Sie plädierte dafür, dass die Medien ihre Rolle als Sprachrohr der Regierung ablegen sollen.

Auch mit Urs Hans, Biolandwirt der ersten Stunde und Präsident von «Public Eye on Science»,6 hatte Dr. Beutler eine standhafte Persönlichkeit eingeladen. Unter dem Titel seines Referates «Zuerst die Rinder, dann die Kinder» schlug er einen Bogen von der Rinderkrankheit BSE bis zu den heutigen mRNA-Präparaten, die auch Kindern verabreicht werden sollen. Ganz dem Zweck seiner Vereinigung entsprechend: «Public Eye on Science macht Wissenschaft transparent und Wissen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Nur wissende Menschen sind mündig und können ihre demokratischen Rechte wahrnehmen.»

Für die restlichen Vorträge muss auf die Aufzeichnung verwiesen werden (siehe Endnote 2).

Fazit

Den Veranstaltern ist es gelungen, bisher in die Verschwörungsecke gedrängte Erkenntnisse und Meinungen in einem Klima des gegenseitigen Verstehenwollens auf die Bühne zu bringen. Das Symposium hat einen grossen Diskussions- und Forschungsbedarf aufgezeigt, der nach weiteren Veranstaltungen verlangt. Diese sind bereits geplant. Offensichtliche Fehlentwicklungen müssen gestoppt werden, dem Primat einer der Wahrheit und dem Gemeinwohl verpflichteten Wissenschaft muss wieder Nachachtung verschafft werden.

* Dr. med. Sabine Vuilleumier ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie FMH und Mitarbeiterin des «Schweizer Standpunkt».

1 https://irp.cdn-website.com/a5ce7147/files/uploaded/Brücken-Metapher.pdf

2 https://live.eventfabrikbern.ch/88146490125104831711612095

3 40% der stimmenden Schweizer Bürgerinnen und Bürger haben sich zweimal gegen das Covid-19-Gesetz ausgesprochen, 60% dafür. Dieses bildete die Grundlage der vom Bundesrat beschlossenen Massnahmen.

4 https://www.eda.admin.ch/eda/de/home/aussenpolitik/voelkerrecht/privelegien-und-immunitaeten/gaststaatgesetz.html#:~:text=Das%20Gaststaatgesetz%20(GSG)%20definiert%20die,finanzielle%20Beiträge%20gewährt%20werden%20können.

5 https://www.fedlex.admin.ch/eli/cc/2009/541/de

6 https://www.publiceyeonscience.ch/zweck-und-ziele/

Zurück